Die Grundschule in Wendisch-Evern erschließt Lernorte im Dorf. Dabei werden Orte mit Lerngelegenheiten durchdacht. Als Systematik hat die Schule ein „Lernradar“ entwickelt. Dort werden Aufgaben über QR-Codes einmal in ihren Durchdringungsstufen (Krippe, Kindergarten, Grundschule) und einmal in ihren Fachbezügen verortet. Martin Leupold, der Schulleiter, spricht davon, ein Thema „aufzubohren“.
Außerdem sollen an den Lernorten Hinweistafeln mit dem Lernradar aufgestellt werden. Konkret in Produktion ist der erste Lernort, an dem es um Streckenmaße geht. Geplant sind eine Sprungstation mit Vergleichsmöglichkeiten (Wie weit springen Tiere?). Über die QR-Codes werden viele Aufgaben zum Zählen, Messen, Bewegen bereit gestellt. So können Strecke, Zeit und Geschwindigkeit erfahren werden. Die Station ist an der einzigen ein Kilometer langen Straße im Ort platziert um die Strecken dort sichtbar zu machen. Viele spannende Fragen werden aufgeworfen und erfahren, z.B. „Wie verändert sich unsere Zeitwahrnehmung, wenn wir beim Laufen singen?“ oder „Was bedeutet emotional weit entfernt zu sein“?

Die Schule hat in Projektwochen in Kooperation mit der benachbarten Krippe und dem Kindergarten schon reichhaltige Erfahrungen gesammelt. Sie will Lernen anschaulich und erfahrbar zu machen und auch ihren Standort als kleine Grundschule sichern.  Die Kinder und das Lernen werden im Ort sichtbar, es entstehen Kontakte, da trifft der Jäger, der als Experte für die Kinder da war, diese wieder im Supermarkt und freut sich. Die Kinder entwickeln ein Wissen und ein Gefühl für den Beitrag einzelner Menschen zum Ganzen und wissen, wo sie Expertise finden können.

Jeder Ort ist mit Experten verknüpft. Die Suche nach diesen im Dorf fördert ein breites „Portfolio“ (von der Fledermausexpertin über den Förster und Kartoffelzüchter bis hin zum Brückenbauingenieur) zutage. Viele Menschen sind bereit, ihr Wissen und ihre Erfahrungen mit den Kindern zu teilen.
Konsequenterweise denkt die Schule Gemeinde- und Schulentwicklung zusammen. Im Zusammenhang der Frage, wie ein neues oder umgebautes Schulgebäude der Grundschule zukünftig aussehen kann, wurde in einer mehrteiligen Phase-Null-Veranstaltung geplant (Phase Null = Planung der Anforderungen, Nutzungen und Raumbedarfe eines Gebäudes). Dorfentwicklung und Schulentwicklung werden zusammengedacht: Im Dorfgemeinschaftshaus arbeiteten Bürger gemeinsam an der Frage, wie sich ihr Dorf entwickeln kann und soll und wie das Schulgebäude darin seinen Platz findet und das Lernen seinen Platz im Dorf.
Martin Leupold, den Schulleiter der Grundschule Wendisch-Evern, treibt die Frage um, wie wir statt Mitnahme-Mentalität zu gemeinsamer Verantwortung für die Bildung und Erziehung der Kinder kommen. Wir glauben das „ver-orten“ der Bildung und das gemeinsame „Zukunft Denken“ ist ein sehr guter Weg und wünschen der Schule und Wendisch-Evern dabei viel Erfolg.
Danke an Martin Leupold für die Gastfreundschaft und Offenheit und danke an Dirk Landwehr für den Tipp.