Beim zweiten Unterwegs-Schul-Tag am 14.10.2023 war erlebbar, wie unterschiedlich die Vorerfahrungen der Teilnehmer:innen und damit auch das Wissen über Nahrungsmittelproduktion auf dem Bauernhof war.
Der Haupterwerbsbauernhof der Familie Walter im Odenwald wirtschaftet mit Milchproduktion, Molkereiprodukten und Biogas und vermarktet eigene Produkte über das „Hilsemer Milchhäusl“ direkt. Auch die Landschaftspflege trägt zur Wirtschaftlichkeit bei.
Das Auskommen mit landwirtschaftlicher Nahrungsmittelproduktion zu generieren, ist nicht einfach: Die Flächen im Odenwald sind begrenzt und verstreut, was den Wege-Aufwand erhöht. Die Planbarkeit der notwendigen großen Investitionen wird durch die Landwirtschaftspolitik und immer neue Vorgaben erschwert. Mitarbeiter zu finden, die bereit sind, die langen Arbeitszeiten und „Unwägbarkeiten der Tierhaltung“ mitzutragen, ist schwer. Der Waltershof hat sich entschieden, das immer weitere Wachstum als Paradigma der Landwirtschaft nicht mitzumachen und versucht durch Diversifikation und Direktvermarktung wirtschaftlich zu arbeiten.
Der zertifizierte Lernbauernhof der Familie Elfner ist ein Nebenerwerbsbauernhof. Die Schafe werden überwiegend zur Landschaftspflege gehalten. Als Hobby hält die Familie Hühner, die verschienfarbige Eier legen. Der Lernbauernhof bietet verschiedene punktuelle oder auch jahresbegleitende Lernangebote in einer didaktisierten Umgebung. Die gefahrenlosere Erkundung auf dem Lernbauernhof bietet mehr Freiräume, aber auch ein „romantischeres Bild“ der Landwirtschaft.
In der Abschlussdiskussion suchten wir nach Wegen, um bei einer Epoche „Wie wird unsere Nahrung produziert“ in der Nähe des Hofes viele Lernaktivitäten zu finden, um den Hof nicht zu überlasten. Deutlich wurde auch, dass Arbeitsmöglichkeiten „Nichtqualifizierter“ auf dem Hof begrenzt sind und dass sie Landschaftspflege hier mehr Möglichkeiten aktiv zu werden bietet (Bäume ausreißen – ein Tal frei machen“).
Deutlich wurde, dass eine Epoche mit den Lernmöglichkeiten in einem Umkreis geplant werden muss, nicht von einem einzelnen Ort aus und dass die Kooperationspartner vor Ort sich idealerweise auf wiederkehrende Zeiträume einrichten können.
Sehr interessant wäre zum Beispiel die Besichtigung der „dünngeschälten“ Eichen, deren Rinde zur Gerbung genutzt wurde. Hauptabnehmer war die Firma Freudenberg. Deren Unternehmensgeschichte hat durch den Übergang von Lederbearbeitung zu Kunststoffen eine interessante Wende genommen, an der sich Innovationskraft, Wachstum und Ressourcenverbrauch gleichermaßen erkunden lassen.